Mittwoch, 24. Oktober 2012

Immer noch der siebte Tag - Spiegelartikel

Gegen Ende des siebten Tages, fasse ich die Spiegel-Titelstory der 43. Ausgabe 2012 über Google kurz zusammen.

Google-Land
In Anlehnung an das Doodle über den Comic-Strip "Little Nemo in Google-Land" , das letzten Montag auf der Google-Suchseite integriert war, wähnt der Autor uns alle im Google-Land. Google ist zum Navigator durch den Alltag geworden und die Fülle der Services erinnert an ein Schweizer Messer für das Informationsdickicht des Digitalzeitalters.

Google-Gründung
Google wurde im Jahr 1996 von Sergey Brin und Larry Page zunächst unter dem Namen BackRub gestartet und erst ein Jahr später in den heutigen Namen umbenannt. Der Name ist eine Abwandlung der Zahl 10 hoch 100, die auf englisch Googol heißt und vermutlich für die Fülle der Websites im Internet steht. Das Selbstverständnis wird in einem Satz aus der Börsenanmeldung im Jahr 2004 deutlich: "Google ist keine konventionelle Firma und wir wollen auch keine werden."


Zunehmend negative Stimmen
Da sich zunehmends negative Stimmen von Unternehmen und Verbänden mehren, wirft der Autor die Frage auf "Wie neutral ist das Unternehmen wirklich bei der Vermessung der Netzwelt?" Neun von zehn Nutzern nutzen das Internet über die Suchmaschine Google, wodurch Google zu einer Art Türsteher der vernetzten Welt geworden ist. Nach Ansicht des Autors entscheidet Google alleine über die Relevanz einer Seite und die beste Antwort auf eine Frage, also darüber, was wir in welcher Reihenfolge finden und wo wir einkaufen. Das hat ganz erhebliche Folgen für Unternehmen, deren Google-Position unmittelbar mit der Umsatzentwicklung zusammenhängt.

Zweifel an der Objektivität
Der Autor zweifelt Google's Objektivität und Neutralität an, weil Google ja an der Steigerung seiner Vermarktungserlöse interessiert ist. Außerdem wirft er Google vor, seine marktbeherrschende Stellung durch den Ausbau seines Geschäfts und das Vordringen in neue Geschäftsfelder auszuweiten. Er verweist auf eine zunehmende Anzahl an Kritikern, die bemängeln, dass Google zunehmend Treffer aus Google Maps, der Produktsuche, YouTube etc. (Universal Search) vorrangig auf der SERP platziert. 

Eine der ersten, die sich juristisch dagegen wehrten war eine Britin, die gemeinsam mit ihrem Mann unter dem Namen Foundem eine Preisvergleichsseite betreibt, die nach anfänglichem Erfolg im Juni 2006 aus den Google-Suchergebnissen verschwunden war. Die Besucherzahlen und die Umsätze brachen in der Folge dramtisch ein. Mehrere Versuche zu klären, warum die Überarbeitung des Suchalgorithmus zu einer solchen Deklassierung führte, scheiterten. Im November 2009 reichte das Paar eine Beschwerde beim Brüsseler Wettbewerbskommissar ein. Google reagierte sofort und Foundem tauchte nur einen Monat später wieder auf der ersten Suchergebnisseite auf.

Doch das Paar, das 40 Monate lang auf diese Korrektur warten musste, ließ nicht locker. Denn nach Launch von Googles Product Search brachen die Kundenströme auf führende britische Preisvergleichsportale im Zeitraum 2007-2009 um 41% ein, während die Google Product Search um 125% zulegte. Das Ehepaar belegte diese Fakten mit Screenshots und Infografiken und fasste sie in einem neunseitigen Report "Wie Google's Universal Search Wettbewerb und Innovation im Internet bedroht" zusammen.

Ähnliche Erfahrungen machte die ProSieben/SAT.1-Gruppe: Nachdem die Gruppe das Angebot ausschlug, seine Inhalte auch über YouTube zu verbreiten, verschwand die Plattform MyVideo plötzlich auf den hinteren Rängen der Suchergebnisse, wodurch die Zahl der Abrufe um 80% einbrach. Außerdem bemängeln die Münchner, dass bei der Suche nach "ran" vorrangig YouTube-Mitschnitten der "ran"-Sendungen ausgegeben werden. Das Videoangebot von ran.de wird nachrangig abgebildet. Auch Konkurrenten der Deutschen Bahn beschweren sich über wettbewerbsverzerrende Maßnahmen bei Google-Diensten. So liefere die Suche nach Zugverbindungen über die Google Kartendienste nur Verbindungen der Deutschen Bahn, nicht aber schnellere und/oder preiswertere Verbindungen der privaten Bahngesellschaften.

Fairsearch und Icomp
In den USA haben Expedia und Tripadvisor, die sich gemeinsam mit Microsoft zur Organisation FairSearch zusammengeschlossen haben, Beschwerde gegen die Google-Geschäftspraktiken im Reisemarkt eingelegt. Zuvor hatte Google die Flugbuchungssoftware ITA übernommen und war in den Reisemarkt eingestiegen. Außerdem ist Microsoft Mitinitiator der Anti-Google-Lobby Icomp, die mit Kampagnen über die Marktmacht von Google von sich Reden macht.

Ermittlung wegen Wettbewerbsverzerrung
Bereits im Jahr 2010 nahm die EU-Wettbewerbsbehörde und im darauf folgenden Jahr auch die amerikanische Handelskommission (FTC) die Ermittlungen wegen des Verdachts der Wettbewerbsverzerrung auf. Google hat indes vorgeschlagen, Treffer der Universal Search (also der eigenen Services) künftig deutlicher als Google-eigene Dienste zu kennzeichnen, sei es mit einem Google-Logo und/oder farblichem Hintergrund.

Der Autor vermutet, dass sich dieser Trend mit zunehmener Ausweitung der Google-Services u.a. um ein Online-Vergleichsdienst für Autoversicherungen verschlimmern wird.

SEA und SEO
Es folgt eine kurze Erläuterung von Google AdWords und dem Verweis darauf, dass die AdWords u.a. deshalb so beliebt sind, weil gemäß einer Studie der Agentur Wordstream aus Boston 45% der Nutzer nicht zwischen AdWords-Anzeigen und organischen Treffern unterscheiden können.

Gegen steigende Preise helfe indes nur die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Allerdings warnt der SEO-Spezialist Maik Metzen von der Berliner SEO-Agentur AKM3 davor, die Suchmaschinenoptimierung zu übertreiben, denn Google ginge hart gegen überoptimierte Seiten vor. Nach Ansicht des Autors spiele die Nutzer-Relevanz einer Seite damit selbst im organischen Teil der Suche nur teilweise eine Rolle. Er kommt zum Schluss, "dass mindestens auf der ersten Seite eines halbwegs attraktiven Begriffs praktisch alle für ihre Position bezahlen - entweder direkt an Google, oder an externe oder interne SEO-Spezialisten."

Meine Meinung zum Thema
Natürlich wird Google die Logik seines Suchalgorithmus nicht preisgeben, genausowenig wie Coca Cola seine Rezeptur veröffentlichen wird. War zu Beginn der Entwicklung ausschließlich der PageRank als Synonym für die Linkpopularität (Anzahl der Backlinks) ausschlaggebend, so sind es heute, dem Vernehmen nach, über 200 Kriterien, die berücksichtigt werden, darunter die Verweildauer und die Qualität. Genau das, ist es, was Google so einzigartig gemacht hat und sie an den konkurrierenden Suchmaschinen vorbei ziehen ließ. 

Letztlich hat der User darüber entschieden, welche Suchmaschine ihm die besseren Treffer geliefert hat. Und natürlich wird Google den Suchalgorithmus stetig weiterentwickeln, um dem User noch bessere Ergebnisse liefern zu können und zu verhindern, in naher Zukunft von Mitbewerbern überholt zu werden. Aus Google-Sicht ist es zunächst auch verständlich, Ergebnisse aus den eigenen Services prominenter auszugeben als Ergebnisse, die auf fremde Seiten führen. Google sollte sich aber auch seiner marktbeherrschenden Stellung bewusst sein und verantwortungsvoll mit dieser Position umgehen. Der Konkurrent Microsoft, der derzeit über Lobbyarbeit (siehe Abschnitt FairSearch und Icomp) versucht, von staatlicher Seite eine Regulierung zu erzwingen, hat selbst in der Vergangenheit erfahren müssen, dass die Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung nicht zielführend ist. Gleichzeitig ist es meiner Meinung nach eine Ohnmachtserklärung, wenn der Konzern aus Redmond sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als sich mit solchen Mitteln seinen Konkurrenten in die Knie zwingen zu wollen. Denn ich nehme Microsoft diese Wandlung vom ehemaligen Monopolisten zum Verbraucheranwalt oder gar Kämpfer für den freien Wettbewerb nicht ab.

Googles Einstieg in den Markt der Preisvergleicher wird in Deutschland vor allem zu einem führen: mehr Wettbewerb, denn die Versicherer klagen schon seit Jahren, dass Anbieter wie Check24 ihre Marktmacht ausnutzen und die Provisionsforderungen für vermittelte Verträge jährlich höher werden. Die Provisionen sind teilweise so hoch, dass die Versicherungsgesellschaften aus Kostengründen nicht mehr alle Tarife abbilden können. Insbesondere die günstigen, nach denen der Nutzer ja eigentlich sucht, fallen dabei raus. Es wäre schon ein wenig ironisch, wenn nun die Preisvergleichsportale Google Wettbewerbsverzerrung vorwerfen würden.

1 Kommentar:

  1. Netter und sehr interessanter Artikel zu einem sehr spannenden Thema. Mir gefällt dein Blog und deine Schreibweise. Bitte mehr davon :-)

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